Samstag, 30. März 2019

Fatale Ähnlichkeiten mit der Welt von gestern


Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig hat kurz vor seinem Freitod ein Buch geschrieben, das uns in beklemmender Weise den Spiegel vorhält. Wer es liest, muss feststellen, wie verzweifelt wenig aus den verhängnisvollen Fehlern, die Europa im vergangenen Jahrhundert zweimal ins Unglück gestürzt haben, gelernt wurde.
Zum dritten Mal ist sind Politik und Medien dabei, sich als Gesellschaftsklempner zu betätigen und am noch lebenden Körper Europas eine Vivisektion durchzuführen. Das dritte Gesellschaftsexperiment ist die gewaltsame Umwandlung der historischen Vielfalt unseres Kontinents in eine multikulturelle Einöde. Mit Hilfe einer Masseneinwanderung von Menschen aus vormodernen Kulturen soll eine „Superkultur“ anstelle der europäischen Kulturen entstehen.
Nach einer langen Friedensperiode ist das „Friedensprojekt“ der Eurokraten dabei, Europa einem neuen Krieg auszuliefern. Diesmal wird es aller Voraussicht nach kein konventioneller Krieg sein, sondern eine Art Bürgerkrieg der „Neubürger“ gegen die, die „schon länger hier leben“.
Undenkbar? Schwarzseherei?
Wer Stefan Zweig liest, dem wird vor Augen geführt, dass es nicht darum geht, was sich die Öffentlichkeit nicht vorstellen kann oder will, sondern darum, was sich um sie herum zusammenbraut und schließlich zum Ausbruch kommt, ob sie die Anzeichen wahrnehmen will, oder nicht.
Europa war in den glücklichen Zeiten vor dem ersten Weltkrieg wirklich frei. Zweig reiste bis nach Amerika und Indien ohne Pass, ohne ein einziges Formular ausfüllen zu müssen. In New York machte er das Experiment, welche Erfolgsaussichten ein Wirtschaftsmigrant in Amerika hatte. Er besuchte nacheinander einige Arbeitsagenturen. Innerhalb kürzester Zeit wurden ihm 5 Stellen angeboten.
„Niemand fragte mich nach meiner Nationalität, meiner Religion, meiner Herkunft… In einer Minute war ohne den hemmenden Eingriff von Staat, Formalitäten und Trade Unions in diesen Zeiten schon sagenhaft gewordener Freiheit der Kontrakt geschlossen“.
Die ganze alte Welt glaubte noch an die Heiligkeit der Verträge. Man kümmerte sich nicht um „aufgeblasene Popanze wie Rasse, Klasse und Herkunft“.
„Man spürte es an allen Dingen, wie Reichtum wuchs und sich verbreitete. Wer wagte, gewann“.
Überall fand man „eine wunderbare Unbesorgtheit…zum ersten mal fühlten die Nationen gemeinsam, es war ein europäisches Gemeinschaftsgefühl im Werden. Aber „aus dem fruchtbaren Willen zur Einigung begann sich überall zugleich, als ob es bazillische Ansteckung wäre, eine Gier nach Expansion zu entwickeln“.
„Wir aber, die wir noch die Welt der individuellen Freiheit gekannt, wir wissen und können bezeugen, dass Europa sich einstmals sorglos freute seines kaleidoskopischen Farbenspiels. Und wir erschaudern, wie verschattet, verdunkelt, versklavt, verkerkert unsere Welt dank ihrer selbstmörderischen Wut geworden ist.“
Leider sagt Stefan Zweig fast nichts darüber, wo diese Wut geschürt wurde. Es waren die Gesellschaftsklempner unter den Meinungsmachern, die sich langweilten, Krieg und Umsturz herbeischrieben. Ihre Pamphlete bleiben aber weitgehend unbeachtet oder wurden als etwas abgetan, was mit der Realität nicht wirklich etwas zu tun hat. „Das klappernde Mühlrad der Propaganda“, die heute unser tägliches Brot vergiftet, begann sich vor den ersten Weltkrieg zu drehen. Die Deutschen mit ihrer „freiwilligen Servilität“ waren dafür besonders empfänglich.
Im Jahrhundertsommer 1914, der „üppiger, schöner, sommerlicher“ als alle war, sahen nur Wenige, dass Europa keine neue Morgenröte erblickte, sondern den Feuerschein eines Weltbrands.
Anfang August 1914 badeten internationale Gäste an den Stränden Europas. „Die einzige Störung kam von den Zeitungsjungen, die, um den Verkauf zu fördern, die drohenden Überschriften der Pariser Blätter laut ausbrüllten: „L’Autriche provoque la Russie“, „L’Allemagne prépare la mobilisation“.
Das Massenempfinden aber war Gelassenheit:
„Wir dachten zwar ab uns zu an den Krieg, aber nicht viel anders, als man gelegentlich an den Tod denkt – an etwas Mögliches, aber wahrscheinlich doch Fernes“. Man sah in den grenznahen Badeorten schon die Militärzüge auffahren, aber glaubte, die Diplomatie würde es schon nicht zum Äußersten kommen lassen. „Immer wird ja in Stunden der Gefahr der Wille, noch einmal zu hoffen, riesengroß“.
„Wenn man ruhig überlegend fragt, warum Europa 1914 in den Krieg ging, findet man keinen einzigen Grund vernünftiger Art, nicht einmal einen Anlass“.
In den allerletzten Sommertagen gab es jede Stunde eine widersprechende Nachricht. Plötzlich wehte die Angst durch Europa und fegte die Strände leer. Kurz darauf war der Krieg da. Er war den Diplomaten, die mit ihm spielten und blufften, „gegen ihre Absicht aus der ungeschickten Hand gerutscht“.
Dem ersten Schrecken folgte ein enthusiastischer Taumel. Die Massen drängten zum Krieg. Die jungen Männer, die eben noch nebeneinander Sonnenschein und Meeresrauschen genossen hatten, waren plötzlich wild darauf, aufeinander zu schießen. „Jeder Einzelne erlebte eine Steigerung seines Ichs nicht mehr isoliert, sondern als Teil einer Masse, seine sonst unbeachtete Person hatte einen Sinn bekommen.“ Es herrschte „das Verlangen, die bewussten Urtriebe, die ‚Unlust an der Kultur‘, die alten Blutinstinkte“ auszuleben.
Wer Bedenken äußerte, störte, wer warnte, wurde verhöhnt als Schwarzseher, wer den Krieg bekämpfte, wurde als Verräter gebrandmarkt.
Zweig fragte sich, „ob ich wahnsinnig sei unter all den Klugen oder grauenhaft wach, inmitten ihrer Trunkenheit“. Es war in den ersten Kriegswochen unmöglich, ein ernsthaftes Gespräch zu führen.
Es ist, als ob Zweig die Situation von Deutschland und Europa 2015-2017 beschriebe.
Der Krieg wurde geführt und in seiner Folge entstand der Totalitarismus, zuerst als Internationalsozialismus, dann als Nationalsozialismus.
„Die Russen, die Deutschen, die Spanier, sie alle wissen nicht mehr, wie viel Freiheit und Freude der herzlos gefräßige Popanz des ‚Staates‘ ihnen aus dem Mark der innersten Seele gezogen.“
Der multikulturelle Zentralstaat soll erledigen, was aus den Trümmern von Kriegen und Totalitarismus gerettet werden konnte.
Stefan Zweigs zeitloses Werk kann als Warnung davor gelesen werden.



Quelle: https://vera-lengsfeld.de/2017/08/04/fatale-aehnlichkeiten-mit-der-welt-von-gestern/

Donnerstag, 14. März 2019

Deutschland steigt ab!

Veröffentlicht am12. März 2019
Unser Land war einst für seine Bildung berühmt. Selbst Absolventen einer Dorfschule beherrschten Grundbegriffe der Mathematik, kannten naturwissenschaftliche Zusammenhänge, wussten um die Geschichte und konnten Goethegedichte rezitieren. Jeder Dorfschüler hätte mühelos einen Kraftwerksunfall von einem Unwetter unterscheiden können, selbst wenn ersterer die Folge des letzteren gewesen sein sollte.
Heutzutage können das die Verantwortlichen für politische Bildung in Baden Württemberg nicht mehr. Oder wollen es aus Propagandazwecken nicht. Gestern twitterte die Landeszentrale für politische BildungBaden Württemberg: „Heute gedenken wir der vielen tausend Opfer der #Atomkatastrophe von #Fukushima. Am 11. März 2011 […]“
Damals hat ein Tsunami unvorstellbaren Ausmaßes die japanische Küste verwüstet. Dabei kam es auch zu einer Havarie eines Atomkraftwerkes, das von der Monsterwelle erfasst worden war. Es kam aber eben nicht zu einem GAU. Es gab keinen einzigen Toten infolge der Havarie der Kühlsysteme. Alle Toten waren Opfer des Tsunamis.
Möglich ist aber auch, dass die Verantwortlichen dieses Tweets das genau wussten, aus ideologischen Gründen aber bewusst gelogen haben. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die grassierende Unbildung oder die wachsende Propaganda.
Apropos Propaganda. Die hat inzwischen unsere Deutsche Bahn fest im Griff. Bahncardbesitzern wird tatsächlich bescheinigt, sie führen zu 100% mit Ökostrom, während die neben ihnen sitzenden Inhaber normaler Fahrkarten Atomstrom nutzen. Während sich offensichtlich eine ganze Abteilung solchen Propaganda-Mätzchen widmet, kommt die DB ihren eigentlichen Aufgaben, Passagiere zuverlässig und pünktlich von A nach B zu bringen, immer schlechter nach. Gab es in den 70er Jahren noch den stolzen Slogan: „Alle reden vom Wetter, wir nicht!“, wird jetzt schon bei stürmischen Winden der Bahnverkehr komplett eingestellt, wie am Wochenende in NRW. Aber auch wenn kein Wind weht, es nicht regnet oder schneit, weiß man nie, ob man auch ankommt. Selbst wenn der Zug pünktlich einfährt, was bei den ICEs immer seltener der Fall ist, kann es unterwegs zu Signalstörungen oder anderen Missgeschicken kommen. Vorsichtshalber einen Zug früher zu nehmen, hilft nicht unbedingt. Verspätungen von über einer Stunde sind längst keine Seltenheit mehr. Auf die Bahn trifft mittlerweile ein DDR-Witz zu: Was sind die größten Feinde der Bahn? Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Auf diese Misere hat die DB jetzt auf seltsame Weise reagiert. Gestern wurde bekannt gegeben, dass künftig Verspätungen bis zu 15 Minuten noch als pünktlich gewertet werden, während es bisher 6 Minuten waren. Angeblich hätte man sich damit lediglich den Gepflogenheiten des Flugverkehrs angepasst. Simsalabim: Durch einfaches Frisieren der Statistik, wird die Bahn pünktlicher. Bald ist vermutlich rechts, wer sich noch erinnert, dass man Ende der 80er Jahre die Uhr nach den Zügen stellen konnte.
Ähnlich kreativ ist man bei der Bundeswehr. Heute kam die Meldung, dass künftig der Zustand unserer Waffensysteme unter Geheimhaltung fällt. Zu oft wurde darüber gespottet, dass in der Armee die Streitkräfte kaum noch handlungsfähig sind. Ob Panzer, Flieger, U-Boote oder Gewehre – nichts funktioniert mehr, wie es sollte. Das ist inzwischen ein Hochsicherheitsrisiko geworden, das nicht verschwindet, indem man nicht mehr darüber reden darf. Seit eine Frau die oberste Heereschefin ist, scheint die Truppe zusätzlich ein Korruptions-Problem zu haben. Ministerin von der Leyen wirft lieber Geld für Heerscharen von externen Beratern hinaus, als den internen Sachverstand abzurufen.
Weil der Fisch vom Kopf her stinkt, hat auch die Flugbereitschaft der Bundesregierung ein Problem. Nachdem es mehrmals peinliche Pannen gegeben hat und die Kanzlerin schon eine spanische Linie benutzen musste, um wenigstens verspätet zum G20-Gipfel in Buenos Aires zu kommen, werden die beiden noch funktionsfähigen Flieger ausschließlich für Kanzlerin, Bundespräsident, Außen- und Innenminister zur Verfügung gestellt. Alle andern Regierungsmitglieder müssen Linie fliegen. Allerdings mindestens Business, nicht Economy, wie Kanzler Sebastian Kurz. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Wir sehen tagtäglich, wie ein bis vor Kurzem noch beneidenswert gut funktionierendes Land immer mehr ruiniert wird. Das Verwunderliche dabei ist, dass die Deutschen dem so ruhig zusehen. Abzuwarten bleibt, ob sie bei den Wahlen in diesem Jahr wenigstens Konsequenzen ziehen.
Quelle: https://vera-lengsfeld.de/2019/03/12/deutschland-steigt-ab/