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In den Massenmedien gibt es derzeit zwei Kernthemen: Wer wird der nächste Bundesgrüßaugust und welche Sparmaßnahmen bzw. Steuererhöhungen kommen auf uns zu.
Vielleicht haben die meisten Bürger es längst vergessen, aber wir, das Volk, wir sind der Souverän. Wir bestimmen doch, wo es langgeht und welche Politik gemacht wird, oder?
Stattdessen sitzen unfähige Lobbyistenkunden – auch Abgeordnete genannt – in Berlin und vertreten alles, nur nicht uns, das Wahlvolk.
Auf der Seite der Welt wurden am 02.06.2010 per Umfrage folgende Kandidaten zur Nachfolge Horst Köhlers angeboten:
Peer Steinbrück
Margot Käßmann
Gesine Schwan
Ursula von der Leyen
Annette Schavan
Maria Böhmer
Roland Koch
Jürgen Rüttgers
Christian Wulff
Edmund Stoiber
Wolfgang Schäuble
Norbert Lammert
Klaus Töpfer
Joachim Gauck
Eberhard Diepgen
Kurt Biedenkopf
Richard Schröder
Jemand anderes
Da hatten es die Amerikaner wesentlich leichter. Sie mussten sich bei der letzten Wahl lediglich zwischen Barrack Obama und John McCain, also zwischen Pest und Cholera entscheiden – für die obige Liste fallen mir gar nicht so viele schlimme Krankheiten zum Vergleich ein.
Der sich angeblich selbst als “ich bin doch kein Unterschriftenautomat” bezeichnende Köhler hat Platz gemacht für eine andere unfähige Person, welche diesen Nicht-Staat repräsentieren soll. Was bei dieser aktuellen Diskussion jedoch völlig untergeht: Wer entscheidet eigentlich darüber, welcher Kandidat ins Rennen geschickt wird?
Lügipedia gibt Auskunft:
Die Kandidatenauswahl im Vorfeld der Wahl ist stark von der absehbaren parteipolitischen Stimmverteilung in der Bundesversammlung und parteitaktischen Überlegungen geprägt. Je nach Ausgangslage versuchen die Parteien, in einem innerparteilichen Prozess einen Kandidaten zu finden, für den sie sich in der Bundesversammlung entsprechende Zustimmungen erhoffen.
Hierbei geht es selbstverständlich nicht um die Auswahl der fähigsten Persönlichkeit als Vertreter für unser 80-Millionen-Volk, sondern um die hörigste, abhängigste und am besten steuerbare. Aber glücklicherweise leben wir in einer Demokratie, daher kann es überhaupt nicht sein, dass solche Hintergedanken bestehen, nicht wahr?
Alles, was uns die Medien zum Thema Bundespräsident im Moment berichten, wird schon irgendwie stimmen und seine Berechtigung haben. Es besteht keinerlei Veranlassung, sich als Souverän Gedanken oder Sorgen zu machen oder sich gar einmischen zu müssen in diesen klar definierten Prozess. Wozu haben wir schließlich einen so großen und wohlorganisierten Staatsapparat?
Misstrauen ist hier völlig fehl am Platz. Genauso wie beim derzeitigen zweiten großen Kernthema, den Sparplänen der Bundesregierung. Unter anderem wurden folgende Ideen geäußert, um das längst halbtote System noch länger zu erhalten und uns Bürger weiter bis zum finalen Schluss auszupressen:
- Abschaffung des verminderten Mehrwertsteuersatzes von 7%
- unwirksame Arbeitsmarktprogramme streichen
- Missbrauch von Hartz IV eindämmen
- Rotstift bei der Arbeitslosenhilfe ansetzen
- verbesserte Integration von Ausländern
- Ausgestaltung des Kindergeldes überprüfen
- Laufzeiten für Kernkraftwerke verlängern
- Steuerbefreiung von Flugbenzin streichen
- Pendlerpauschale beseitigen
- Erhöhung der Mineralölsteuer
- Umsatzsteuerbetrug wirksam bekämpfen
- höhere Abgaben für die Gesundheit
- Kürzungen von Steuersubventionen
- Einführung einer Finanztransaktionssteuer
- Erhöhung der Tabaksteuer
- Aussetzung der Wehrpflicht
- Sparpläne beim Elterngeld
Der Phantasie scheinen wirklich keine Grenzen gesetzt. Warten wir mal ab, was uns die sogenannten Volksvertreter im Bundeskabinett am 6. und 7. Juni 2010 alles einerseits zusammenstreichen und andererseits erhöhen werden bei ihrer “Klausurtagung” auf Schloss Meseberg. Das Wort Kabinett erinnert mich irgendwie an Lachkabinett – ist aber bedeutungslos und nur reiner Zufall.
Vertrauen Sie der Regierung, die machen das schon. Wenn demnächst behauptet wird, dass wir den Geldbeutel noch weiter aufmachen müssen, dann können Sie gewiss sein, dass dies wirklich notwendig und nur zu unserem eigenen Wohle ist. Beachten Sie bitte in diesem Zusammenhang das Zitat aus dem Spiegel vom 30.05.2010:
Schäuble: “Belastungen kommen auf alle Bundesbürger zu”
Schäuble sieht daher Belastungen auf alle Bundesbürger zukommen. “Von der Sanierung der Staatsfinanzen profitieren alle, wenn wir das vernünftig machen. Deshalb werden auch alle Bürger in einem für sie zumutbaren Maße dazu beitragen müssen.”
Ob sich Wolfgang Schäuble auch als Bundesbürger betrachtet? Warum überhaupt dieser ganze Hickhack? Jeder Bürger zahlt einfach 100% seines Einkommens direkt ans Finanzamt. Im Gegenzug erhält er dafür eine Art Hartz-Fünf-Entschädigung, die unter dem derzeitigen Hartz-IV-Satz liegt, weil wir ja sparen müssen.
Der Vorteil wäre, es würde keine Rolle mehr spielen, ob man arbeitet oder nicht – damit sind wir über Nacht bei 0% Arbeitslosigkeit – und es wäre auch egal, wieviel man verdient, denn jeder Bürger erhählt denselben Betrag. Und schwupps, das bedingungslose Grundeinkommen ist da. Es müsste dann allerdings “bedienungslos” heißen.
Ja, so läuft dieser Laden. Uns wird suggeriert, dass die da oben alles im Griff haben und auch alles nur in unserem Sinne getan wird. Obwohl natürlich jeder Mensch mit ein bisschen Restverstand sofort erkennt, wie wir hier hintergangen und ausgenommen werden, passiert nichts. Kein Wort darüber in den Medien – die sich selbst Qualitätsmedien nennen – dass es ganz offensichtlich überhaupt nicht um die Interessen der Bürger geht.
Gewisse Gemeinsamkeiten mit dem Fußball sind nicht zu übersehen. Sind Ihnen auch schon die vielen BRD-Fähnchen und -Aufkleber an den Autos und Fahnen an den Fenstern aufgefallen? Erstaunlich, wieviele Deutsche hier doch noch im eigenen Land leben. Was für ein Schwachsinn soll das bitte sein? Wem wollen diese Dödels damit denn demonstrieren, welcher Mannschaft sie bei der WM wohl die Daumen drücken? Ihren deutschen Nachbarn?
Kein Unterschied zur Politik. Auch beim Fußball sitzt der brave Bürger nur passiv vor der Glotze, springt lediglich beim Tor vor Freude auf und haut auf den Tisch, wenn wir ein Gegentor kassieren – letzteres passiert aber nicht, daher keine Panik, denn die Regierung hat alle Gegentore verboten.
Wenn in den nächsten Stunden und Tagen die geplanten Sparmaßnahmen verkündet werden, wird der Dödel dies genauso quittieren wie die Gegentore. Vor Wut haut er auf den Tisch, aber tun wird er nichts. Was denn auch? Es ist ja in unseren Sinne, so sagen die Qualitäts-Damen und -Herren. Die da oben haben doch gar keine Wahl, sie tun schließlich alles nur für uns, weil wir sie gewählt haben. Immerhin waren wir Bürger es doch, die wir lange Zeit über unseren Verhältnissen gelebt haben, nicht wahr?
Mehr als billigen Unterhaltungswert hat diese Politik nicht mehr. Natürlich sind wir selbst schuld daran, denn wir dulden diesen Zirkus seit Jahrzehnten und anstatt zu versuchen, dies zu ändern, machen wir das Spiel mit den Kreuzchen alle paar Jahre weiter mit. Nicht alle tun das, aber die allergrößte Mehrheit.
Offenbar verstehen die meisten Menschen nicht mehr, dass die Äußerungen der Regierenden im Fernsehen keine unumstößliche Tatsache sind, wie eben die leidlichen Gegentore. Aber im Gegensatz zu den politischen Entscheidungen können die Zuschauer beim Fußball wenigstens in Zeitlupe exakt erkennen, wie ein Tor zustande kam. Das ist bei dem, was Schäuble und seine Bande im Verborgenen abziehen – gar nicht zu reden von Veranstaltungen wie den Bilderbergern – nicht einmal im Ansatz möglich.
Und trotzdem muckt das Volk nicht auf. Nun, wer damit nicht einverstanden ist, der sollte die Konsequenzen ziehen und sich aus all dem zurückziehen, wo ihn irgendwelche hinterhältigen Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen treffen könnten. Ganz wird das nicht gelingen, muss jedoch auch nicht.
Ebenso muss dieser Rückzug nicht unbedingt demonstrativ erfolgen, sondern vielleicht fühlen wir uns schon deswegen gut, weil wir für uns die folgerichtigen Entscheidungen getroffen haben. Denn was brauchen wir schon an Dingen, um wirklich glücklich zu sein? Gehen Sie mal in sich. Alleine schon das Wissen, diesem Wahnsinn die kalte Schulter zeigen zu können, ist ein großer Genuss.
Daher wünsche ich Ihnen nun gute Unterhaltung. Nicht beim Fußball, sondern beim Ausklinken aus den Sparmaßnahmen. Lassen Sie doch einfach die anderen sich ärgern und sich ausnehmen, während Sie getrost dem Untergang dieses Irrsinns entgegensehen.
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