Freitag, 23. April 2010

Kommt nach Street View nun Google Home View? Privat war einmal anders





Bis zum Jahresende wird auch die BRD per Google Street View zu durchqueren sein. Unsere Nachbarn in Frankreich und Holland sowie in Teilen von Tschechien und der Schweiz können das bei sich schon heute.

Eine mögliche Fortsetzung dieser Art von Massentransparenz zeigt der satirische Videobeitrag. In Anbetracht von real vorhandenen Gesetzen zur legalen heimlichen Videoüberwachung von Privatwohnungen, entgleiten manchem Schwarzmaler hierbei sicherlich die meisten Gesichtszüge.

Es ist wirklich erstaunlich, was manche Leute so alles mit sich machen lassen. Es mag auch an der ZDF-Kamera gelegen haben, dass die gefälschten Google-Mitarbeiter so einfach Zugang zu den Wohnungen der im Film gezeigten Personen bekamen, aber eine solche Offenheit hängt nicht allein davon ab.

Schließlich gilt als eine verbreitete Aussage unter den “Normalmenschen”, dass man ja nichts zu verbergen habe. Daher müsse man sich auch nicht gegen die ganzen Anti-Terrormaßnahmen wehren. Wer das täte, hätte wohl auch etwas zu verheimlichen. Welch naive Einstellung.

Andererseits, wenn man nicht die geringste Ahnung davon hat, was sich in vielen Bereichen des Lebens tatsächlich an Lügen abspielt, dann verwundert diese Gutgläubigkeit der großen Masse überhaupt nicht. Das Ziel des Pseudo-Terrorismus ist damit fast vollständig erreicht.

Einen – rein subjektiven – Eindruck aus dem Video in Bezug auf die Intensität der Verblödung und die Macht des Gruppenzwanges, können Sie relativ zu Beginn der Sendung sehen, als die Studiozuschauer gezeigt wurden, wie sie völlig hirnlos wild zu applaudieren schienen. Es wirkt furchtbar billig und bedrohlich zugleich, denn dieser dumpfen Masse sind all jene in immer größerem Umfang ausgeliefert, welche sich der öffentlichen Meinung widersetzen.

Google hat mit seinem Produkt Street View tatsächlich eine klare Grenze überschritten, die vor wenigen Jahren noch absolut tabu gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre Street View noch am 10. September 2001 von der großen Mehrheit der westlichen Zivilisationen strikt abgelehnt worden.

Sicherlich ist es ziemlich unrealistisch anzunehmen, dass tatsächlich Bild- oder Videoaufnahmen von nahezu allen Privatwohnungen der Bevölkerung im Internet an zentraler Stelle veröffentlicht werden. Auf der anderen Seite geschieht dies bereits freiwillig durch die vielen sozialen Netzwerke wie wer-kennt-wen, facebook, Youtube, MySpace usw. durch die Benutzer selbst.

Auch damit senkt sich die Hemmschwelle vor der Akzeptanz von weiteren, sich drastisch verschärfenden Maßnahmen, welche die Privatsphäre der Menschen immer weiter einschränken. Allein schon, wie sich die Entscheidung pro Google Street View regelrecht in die Öffentlichkeit durchgemogelt hat, ist bedeutsam. So fotografiert Google einfach erstmal die ganze Republik und wer sein Haus, sein Auto, seinen Garten – sein Privatleben eben – nicht öffentlich zeigen möchte, muss sich hinterher intiativ selbst an Google wenden.

Beispielsweise hatte die Gemeinde Zorneding im Gemeinderat klar Position gegen die Fotografiererei bezogen und wird nun trotzdem abgelichtet. Der Merkur-online schrieb dazu am 14.04.2010:

Während die einen sich darüber freuen, dass sie in ihrem Urlaubsort schon mal virtuell flanieren können, wollen andere ihre eigenen Häuser keinesfalls im Netz sehen. Bislang ist der Landkreis Ebersberg bei „Google Street View“ aber noch ein weißer Fleck. Im April und Mai jedoch werden die Kamerafahrzeuge diese Lücke schließen und ihre Arbeit aufnehmen. Wer dann nicht will, dass sein Wohnhaus sichtbar wird, muss selbst aktiv werden. Aber wie kann man der Veröffentlichung widersprechen?

„Wenn Sie uns im Zusammenhang mit Street View schreiben möchten, insbesondere, wenn Sie Informationen darüber wünschen, wie Sie einen Widerspruch gegen die Veröffentlichung eines bestimmten Bildes auf Street View erklären können, senden Sie bitte der zuständigen Google Inc. eine E-Mail mit Ihrem Absender an streetview-deutschland@google.com“, teilt das Unternehmen dazu mit.

Ist es nicht nett, in was für einer Konzerndiktatur wir heute leben dürfen? Die Unternehmen bestimmen inzwischen bis in die hintersten Ecken unser Leben und wir bekommen allerhöchstens noch die Möglichkeit, uns im Nachhinein aus eigenem Antrieb und auf eigene Kosten gegen diese Zensur der Freiheit zur Wehr zu setzen.

Dabei ist das Angebot von Google, die jemanden persönlich betreffenden Bilder löschen zu lassen, auch nur ein Pseudoschutz, denn wenn Sie einmal in Street View reingeschaut haben, dürfte Ihnen aufgefallen sein, dass dort auch zusätzliche Fotos von irgendwelchen Leuten eingebunden wurden, um beispielsweise ein bestimmtes Gebäude noch detailgetreuer darzustellen.

Diese Fotografen tun das wohl kaum in böser Absicht, aber im Ergebnis ist das eine Katastrophe für den Persönlichkeitsschutz. Bild veröffentlichte dazu am 22.03.2010 einen entsprechenden Hinweis:

Nachbesserungen beim Datenschutz haben das Projekt verzögert. Doch Google plant schon den nächsten Schritt: In Zukunft sollen private Fotos in die Straßenansicht eingefügt werden, die von Google-Nutzern auf der Straße geschossen wurden.

Das Problem mit dem Datenschutz wird damit verschärft. Denn auf den Privatfotos sind Passanten gut zu erkennen. Datenschützer und Verbraucherministerin Ilse Aigner hatten Google aufgefordert, Gesichter auf den Fotos unkenntlich zu machen. „Street View“ ergänzt die Internetkarte „Google Maps“ um Panoramafotos der Straßen, die auch Autos, Passanten, Schilder und Häuser zeigen.

Doch das alles wird noch übertroffen durch das systematische Erfassen sämtlicher, an den Routen der Street View-Fahrzeuge gelegenen, WLAN-Stationen. Wenn Sie einen WLAN-Router in Betrieb haben und eines der schwarzen Google-Autos vor Ihrem Haus vorbeifuhr, dann hat der Datengigant alles Verfügbare zu Ihrem Funknetz erfasst, wie Sie der tagesschau-Meldung vom 22.04.2010 entnehmen können:

“Nach gegenwärtigen Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass neben der örtlichen Erfassung, dem Verschlüsselungsstatus der Geräte, der weltweit eindeutigen MAC-Adresse auch der vom Betreiber vergebene Name (sogenannte SSID) gespeichert wurden”, heißt es in der Erklärung.

Weltweite Vernetzung bringt eben auch weltweite Gefahren mit sich. Der ein oder andere kennt bereits das Hauptproblem des Internets: Das Netz vergisst nichts. Zum einen gibt es Datenarchive wie archive.org, welches inzwischen 150 Milliarden Webseiten gespeichert hat. Wer sich anschauen möchte, wie eine bestimmte Website vor Monaten oder Jahren aussah, findet darin eine unglaubliche Auswahl in der “waybackmachine”.

Zum anderen werden z.B. Texte, Bilder, Forenbeiträge und sonstige Daten, die einmal irgendwo im Netz veröffentlicht wurden, von den unterschiedlichsten Diensten vollautomatisch abgespeichert. Sie wieder aus dem Internet gänzlich zu entfernen, ist im Grunde unmöglich. Daher hüten sich viele Menschen zu Recht, zuviel von sich elektronisch preiszugeben.

Ist Ihnen der folgende Satz gegen Ende des obigen Filmes aufgefallen?

“Also wenn Sie nicht mitspielen, dann stellen wir Ihnen Google ab.”

Das Wort “Google” könnte man auch durch jeden beliebigen anderen Begriff ersetzen. So eine Aussage zeigt – auch wenn sie hier nur im Spaß gemeint war – dass die Konzerne nicht nur passiven Druck auf Bürger durch Schaffen von Tatsachen ausüben können, sondern sie sogar aktiv zu jeder beliebigen Kooperation zwingen können. Vermutlich geht bei einigen Leuten jetzt ihre Phantasie mit ihnen durch, aber sonderlich weit hergeholt ist dies wahrlich nicht.

Auch wenn es für die meisten Menschen unmerklich geschieht, die Schlinge um unser aller Hals zieht sich immer weiter zu. Im Grunde sind es sogar etliche Schlingen gleichzeitig. Die Zerstörung der Privatsphäre ist nur eine davon. Konzerne wie Google haben inzwischen eine solche Größe, Macht und allgemeine Akzeptanz erreicht, dass der Widerstand gegen deren Aktivitäten schier unmöglich wird.

Beugen Sie für sich zumindest soweit vor, wie es noch möglich ist und achten Sie gerade im Internet darauf, nicht Ihr ganzes Privatleben freiwillig in Wort und Bild zu veröffentlichen. Denn eines nicht mehr allzu fernen Tages könnten die im Netz verteilten, schon verfügbaren Daten vollautomatisch in einer zentralen Datenbank landen, angereichert mit Informationen aus Banken, Finanzämtern, Telefongesellschaften, Kaufhäusern sowie der allgegenwärtigen Videoüberwachung – und Sie machen sich kein Bild, welche erstaunlichen detaillierten Rückschlüsse dies insgesamt über Ihre Person ermöglicht.

“Reden ist Silber – Schweigen ist Gold” passt in diesem Falle wie die Faust aufs Auge. Bleiben Sie so “privat” Sie nur können, solange Sie es noch können.

 

Quelle:http://www.wahrheiten.org/blog/2010/04/23/kommt-nach-street-view-nun-google-home-view-privat-war-einmal-anders/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Wahrheitenorg+%28Wahrheiten.org%29

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