Mittwoch, 22. Dezember 2010

Eia, Weihnacht!

 

Die letzten beiden Pranger eines Jahres sind thematisch vorgegeben, durch Weihnachten und Neujahr. Das ist fast wie Bundespräsident und Bundeskanzler: Der Präsident säuselt zu Weihnachten von Frieden und Hoffnung, der Kanzler ruft zum neuen Jahr zu mehr Anstrengung und Arbeit auf. In den letzten Jahren schickte Merkel die Zuschauer allerdings endgültig in den Winterschlaf.

Weihachten ist ein besinnliches Fest, kurz nach der Wintersonnenwende. Der Termin hat nichts mit Christi Geburt zu tun, dieser Tag wurde von den Heiden vorgegeben. Es ist das Fest von Sol Invictus, des unbesiegten Sonnengottes. Die Germanen haben den Tag der Wintersonnenwende gefeiert, als die Sonne den tiefsten Punkt auf ihrer Wanderung nach Süden erreicht hatte. Die Germanen hatten Vertrauen, sie waren sich sicher, daß es nun wieder aufwärts ginge. Die Römer waren ein bißchen mißtrauischer, die haben ein paar Tage abgewartet, bis der Sieg der Sonne festgestanden hatte.

Die drei Tage in der Unterwelt, die drei Tage, in denen die Helden tot sind, resultieren aus einem kosmischen Phänomen: Die Sonne scheint in diesen Tagen innezuhalten, ja stillzustehen, sich zu überlegen, ob sie weiter nach Süden möchte, was den Norden in ewige Dunkelheit taucht, oder ob sie zurückkehrt, zu ihrer langen Reise in den Sommer. Die Sonne besiegt die dunklen Mächte, die sie in den Abgrund holen möchten, und wandert wieder nach Norden, um Wärme, Licht und Leben zurückzubringen.

Zu Weihnachten steht die Sonne im Steinbock, im härtesten, kältesten Zeichen des Tierkreises. Jetzt ist wirklich Winter, Eis und Schnee bedecken die Natur, nichts wächst mehr, Mensch und Tier zehren von den Vorräten, die sie in besseren Zeiten angelegt haben. Zu Anfang dieser kargen Zeit entzünden wir ein Licht, ein Versprechen, daß die bitteren Zeiten nicht ewig andauern werden. Ein Zeichen der Hoffnung!

In unseren geheizten Wohnungen sind wir dem Wetter entzogen, Schnee und Eis sind draußen. Vorräte brauchen wir nicht, der nächste Supermarkt ist gleich nebenan, dort gibt es alles im Überfluß. Was heimischer Boden gerade nicht hervorbringt, wird aus der weiten Welt eingeflogen. Der Lichterbaum ist ein Symbol des Konsums geworden, die kalorienreichen Winterspezialitäten, wie Lebkuchen, Plätzchen und Dominosteine, liegen seit vier Monaten in den Geschäften. Nicht der Schlitten des Weihnachtsmannes klingelt, sondern die Kassen in den Konsumtempeln. Ja, das ist auch Weihnachten.

Welches Weihnachten wollen Sie? Nun ja, eine Wahl haben Sie ohnehin nicht, Sie bekommen beide gleichzeitig. Das Kommerz-Weihnachten drängt sich Ihnen derart auf, daß Sie das andere leicht übersehen können. Schrille Weihnacht, stille Weihnacht?

Ich fürchte, daß das stille Weihnachten sich in den Vordergrund drängen wird. Nicht in der Form, wie es oben beschrieben ist, sondern als letzte schöne Erinnerung vor den Zeiten der Not.

2010 endet mit Ereignissen, die uns ein schweres Erbe für 2011 aufbürden. Der Euro, die uns aufgenötigte Währung, ist angeschlagen. Im Mai 2010 stand er bereits auf der Kippe, jetzt im Spätherbst wurde er wieder zum Thema der Nachrichten. In den wenigen Tagen bis Weihnachten wird er nicht zusammenbrechen, doch schon zum 1. Januar ist dieser Schutz vorüber. Kommt die Währungsumstellung zum 1. Januar? Zum 3. Januar, nach den Feiertagen? Es ist nicht ausgeschlossen, doch derzeit weniger wahrscheinlich.

Auf dem EU-Währungsgipfel wurden Beschlüsse gefaßt, um dem Euro noch ein klein wenig Leben einzuhauchen. Aber wie lange wird dieses Leben anhalten? Die Länder Europas sind nach wie vor windschiefe Finanzgebäude, die der nächste Sturm in Trümmer blasen wird. Jeder Tag, ja, jede Stunde, die der Euro fortbesteht, schwächt die Länder, die ihn als Währung benutzen. Der Verfall schreitet fort, unaufhaltsam.

Also, wie lange noch? 1. Januar? 1. März? 1. Mai? Die Antwort ist nicht so wichtig. Die entscheidendere Frage ist, wie überstehen SIE diese Währungsumstellung? Und wie sehr wird der Euro uns bis dahin alle noch schädigen? Die ganzen Rettungsschirme kosten Geld, Geld und nochmals Geld. Geld, das niemand herumliegen hat, sondern das neu geschaffen werden muß. Das altmodische Wort für diese Geldschöpfung ist Drucken. Es stammt aus der Zeit, als Bargeld den Zahlungsverkehr bestimmt hatte, als Geld in Papierform unter die Leute gebracht wurde. Heute ist das Geld virtuell, es sind Zahlen im Computer.

Die Inflation 1923 endete mit einer Währungsumstellung ohne jeden Kaufkraftverlust. Für eine Rentenmark haben Sie genauso viel bekommen, wie tags zuvor für eine Billion alte Mark. Der Kaufkraftverlust war vorher eingetreten, in den Monaten und Jahren der Hyperinflation. Für den "kleinen Mann" war damals nicht der Goldpreis wichtig, sondern der Brotpreis. Die BRD kann Statistiken viel effektiver fälschen als die Weimarer Republik, deshalb achten Sie einfach darauf, was für Ihr Geld im Einkaufswagen liegt.

Wie lange kann sich diese Kanzlerin noch halten? Merkel hat die letzten 15 Monate verstreichen lassen, sich in Erfolgen gesonnt, die nur auf dem Papier zusammengerechnet worden sind. Im Herbst 2009 hätte sie anfangen müssen zu regieren, auch wenn das eine harte Regierung geworden wäre. Statt dessen bekamen Hoteliers und reiche Erben ein Steuergeschenk, und dann passierte nichts mehr. Selbst der Herbst der Fehlentscheidungen hat nichts im Land verändert.

Es ist wie bei einem Tumor: Wenn rechtzeitig operiert wird, ist es ein kleiner Eingriff, je länger es hinausgezögert wird, desto gefährlicher und lebensbedrohender wird die Operation. Die Kanzlerin ist durch ihre Untätigkeit für das Land untragbar geworden. Ihre Partei bekommt das von Wahl zu Wahl zu spüren, und wer sich mit ihr in eine Regierung einläßt, muß dafür bitter büßen. So erging es der SPD und jetzt ergeht es der FDP ebenso. Die Landtagswahlen im nächsten Jahr werden die Politik von Vierzonesien verändern.

Bisher profitieren die Grünen durch den Merkel-Bonus, als einzige Partei, die sich nicht mit der faulen Kanzlerin liiert hat. Was von den Grünen zu erwarten ist, sehen Sie an Jürgen Trittin. Der Mann hat heute eine Riesenklappe und weiß alles besser, in seiner Zeit als Bundesunfähigkeitsminister hat er sieben Jahre gebraucht, um ein gerade noch erträgliches Dosenpfand zusammenzubasteln.

Die Grünen sind Scheinriesen, die sich in der Regierungsverantwortung schnellstens entzaubern. CDU, CSU, SPD, FDP - und dann auch die Grünen, alle haben dann gezeigt, daß sie es nicht können. Ein paar Wochen nach dem 27. März werden alle Wähler erkennen, daß ihnen nur Dilettanten vorgesetzt wurden, daß auf den Wahlzetteln die größte Auswahl an Untüchtigen und Unfähigen versammelt sind, die alle die Politik brauchen, um doch noch irgendwie an ein schönes Pöstchen zu kommen.

Oh, das heißt nicht, daß ich nicht wüßte, was ich wählen würde, doch ich bin 2011 nicht gefragt. Sie wissen, ich wähle bösartig, den größten Schaden für die etablierten Parteien. In Hamburg wäre das SPD, damit Gabriel und Steinmeier in Berlin lästiger fallen. In Baden-Württemberg würde ich die Zähne zusammenbeißen und tatsächlich Grün wählen, denn eine Grün geführte Regierung wäre ein echtes Debakel für Vierzonesien. So schnell kann sich keiner entzaubern, wie ein grüner Ministerpräsident in einem Flächenstaat. Falls die Grünen bis zu den Wahlen in Berlin noch obenauf sind, würde ich auch dort Grün wählen, damit unter den Etablierten das Chaos ausbricht. Und ansonsten NPD, beispielsweise in Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt.

Nach den Wahlen vom 27. März werden die Karten neu verteilt, dann sehen wir weiter.

International schwelt ein neuer Konflikt, der zwischen Nord- und Südkorea. Oh, Israel gegen den Gaza-Streifen ist nicht beendet, Israel gegen den Iran ebenfalls nicht vom Tisch. Die USA haben ihre Militärhilfe 2011 nur für ein einziges Land aufgestockt, eben für Israel. Aber zurück zu Korea. Keine Seite gibt nach, alle rasseln so richtig mit den Säbeln. Nordkorea veranstaltet Schießübungen, Südkorea Zurück-Schießübungen, die USA lassen Kriegsschiffe dort herumschwimmen und die Chinesen bauen fleißig an ihrer Marine.

Dank WikiLeaks wissen wir, daß verschiedene Potentaten immer wieder einen Krieg fordern. Die Araber - die Anführer, die von den USA ausgehalten werden, nicht das Volk selbst - hätten gerne Bomben auf Teheran, Australier wünschen sich einen Angriffskrieg gegen China, Polen und Tschechen hätten gerne mehr US-Divisionen gegen Rußland im Land und Guttenberg ergreift ernste Schritte, um die Bundeswehr unfähig zur Landesverteidigung, aber dafür als brauchbare und weltweit verfügbare Söldnertruppe umzubauen. Militärische Optionen gibt es demnach genug, nur eben nicht für Merkel-Deutschland.

Aber davor haben wir zum Glück noch ein Weihnachtsfest, an dem wir uns zurücklehnen und ein wenig erholen können. Denn dazu ist Weihnachten da, zum Tanken von Kraft für eine Zeit der Not.

Ich habe den Unterschied zwischen dem germanischen Sonnenwend-Fest und dem römischen Fest des Sol Invictus beschrieben. Weihnachten, das gekaperte römische Fest, findet statt, wenn die Sonne bereits den allerersten Schritt zum Besseren getan hat. Dieses Weihnachten ist ein Symbol für Dinge, die in Bewegung kommen. Ob Euro oder Regierung, selbst das Weltgeschehen war in einer Phase des Stillstands begriffen. 2011 kommen die Dinge in Fluß, was bislang vertraut und allgegenwärtig erschienen ist, wird verändert und umgebrochen.

Denken Sie jedoch an die Zeit des Steinbocks, an den Januar, den kältesten Monat des Jahres. Bevor das Eis im März taut, friert es im Januar so richtig dick. Der Weg der Sonne zum Besseren, zu Wärme und Leben, beginnt mit Kälte und Gefrornis. In der Wirtschaft, in der Politik und im Weltgeschehen werden wir dasselbe erleben.

Atmen Sie durch, versammeln Sie Ihre Lieben um sich, schließen Sie Frieden im Kreis Ihrer Familie. Die Zeit, in der Sie aufeinander angewiesen sind, kommt früher als Sie denken. Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, kleinlichen Streit beizulegen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erholsames und friedliches Fest.

Fröhliche Weihnachten!

© Michael Winkler

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